Feste und Veranstaltungen
Die Feste sind es, die ein intaktes Vereinsleben wie im Schützenverein Friedrichsburg erst so richtig aufleben lassen. Es geht schließlich seit der Gründung um die guten nachbarschaftlichen Beziehungen und die Pflege des Brauchtums.
Zentraler Aspekt ist bei den Friedrichsburger Schützen -wie könnte es anders sein- das große Schützenfest. Bis zum ersten Schuss investiert vor allem der Vorstand des Schützenvereins viel Zeit in Organisation und Planung. Zwar kehrt
mit jedem weiteren Jahr mehr Routine und Erfahrung ein, die Arbeit wird jedoch nicht weniger. „Im Januar muss die Grobplanung in trockenen Tüchern sein“, beschreibt der Vorsitzende Dirk Häring die Langfristigkeit; das Schützenfest
ist schließlich erst in einem halben Jahr.
Den Auftakt der Feierlichkeiten bildet traditionell das Medaillenschießen am Pfingstmontag. Vorbildlich organisiert wird das Medaillenschießen von den Damen der Schießgruppe, die technische Führung sowie Schießstandaufsicht am Schießstand
in Wentrup übernehmen seit langem Helga und Herbert Berning. Der wichtigste Wettbewerb ist das Ausschießen des Vereinsmeisters im Kleinkaliberschießen. Den begehrten Wanderpokal erhält der Schütze des Schützenvereins Friedrichsburg,
der bei den zwei Durchgängen mit drei Probe- und zehn Wertungsschüssen die meisten Ringe erreicht. Mitmachen dürfen Damen und Herren des Vereins, die mindestens 16 Jahre alt sind. „Wir haben vor allem viele hochkarätige Schützinnen“,
verweist Häring auf die erfolgreichen Damen der Schießgruppe. Neben dem Kleinkaliberwettbewerb treten die Vereinsmitglieder auch in verschiedenen Altersklassen mit dem Luftgewehr an, die an die Einteilung des Schützenbundes angelehnt
sind. Hier geht es um die Gold-, Silber- oder Bronzemedaille in jeder Klasse.
Von zehn bis 18 Uhr wird meist geschossen. Die Atmosphäre bleibe immer, so Michael Scheidgen, der zweite Vorsitzende, sehr locker: „Wer gerade will, kommt zum Schießen vorbei.“ Die Stimmung ist meist so gut, dass viele bei einem
Bierchen das Medaillenschießen abends noch ausklingen lassen. Ergebnisse werden am Pfingstmontag allerdings noch nicht mitgeteilt. Die Siegerehrung findet unter den Augen fast aller Vereinsmitglieder beim Schützenfest statt. Darüber,
wer letztendlich der neue Vereinsmeister geworden ist, kann bis zum Schützenfest nur spekuliert werden.
Eine Woche vor dem großen Fest, geht es um den Schmuck für die Veranstaltung. Das Kranz- und Rosenbinden lässt an der Vielzahl der gebundenen Papierrosen erahnen, wie viel Mühe in das Schützenfest gesteckt wird. Hier leisten wieder
die Damen des Schützenvereins die viele Arbeit. Bereits am Mittwoch oder Donnerstag vor dem Kinderschützenfest wird das Vereinsgebiet geschmückt. Fahnen schmücken die Häuser der Vereinsmitglieder und an der Einmündung des Diekpohls
in die Saerbecker Straße bilden Wimpel und Fahnen einen Willkommensgruß zwischen zwei Laternen.
In den vergangenen Jahren hatten die Friedrichsburger die Gelegenheit, die Halle der Autolackiererei Strossio zu Vereinszwecken für ein Wochenende zu nutzen. Die gesamte Organisation läuft in Eigenregie: Birken zur Dekoration, Mobiliar,
um sich niederzulassen und natürlich darf die Verpflegung auch nicht fehlen. Bis tief in die Freitagnacht wird die Lackierereihalle zur ansehnlichen und angenehmen Umgebung. Gleichzeitig mit dem obligatorischen Kaffeetrinken der
Damen in der Halle findet am Samstag, sofern das Wetter mitspielt, das Kinderschützenfest in den Püppkesbergen statt.
„Vor rund zehn Jahren haben wir das Kinderschützenfest vom Kaffeetrinken abgekoppelt“, erzählt Dirk Häring, „die Damen wollten beim Kaffee unter sich sein.“ Vorher heißt es: Antreten am Vereinslokal! Das Kinderschützenfest ermittelt
einen Kinderkönig, allerdings nicht mit dem Gewehr, sondern aus dem Sieg bei einem der vielen lustigen Spiele. Im vergangenen Jahr traten wieder über 50 Kinder beim Wettbewerb an. „50 Kinder sind ein Minimum“, freut sich Häring über
die gute Resonanz beim Nachwuchs. Süßigkeiten und eine kleine Überraschung bekommen alle, keiner geht leer aus. Die Kinderkönigskette und den Pokal erhält gegen 18 Uhr aber nur der Sieger bzw. die Siegerin des Königsspiels.
Bis zum Schützenfest an Fronleichnam (Donnerstag) steht am Mittwoch vorher noch das Grünholen der Männer an (siehe nebenstehender Text). Das darf nicht zu lange dauern: Der Vorstand trifft sich um acht Uhr am Schützenfesttag morgens.
Anschließend ist es gute Tradition, dass der amtierende König die Vereinsmitglieder zum Frühstück einlädt. Wenn im Königshaus kein Platz für alle ist, geht es in das Vereinslokal Wasserturm.
Feierlich und besinnlich wird die Szenerie bei der folgenden Kranzniederlegung zu Ehren der verstorbenen Mitglieder. Ehrendamen, Fahnen- und Kranzträger, militärischer Vorstand und der Spielmannszug marschieren mit vielen Mitgliedern
zum Ehrenmal, um den Toten zu gedenken. Der Kranzniederlegung folgt ein kleiner Umzug durch das Vereinsgebiet, der an der Gaststätte Nordstern mit der Ausgabe der obligatorischen drei Getränkemarken und gegen elf Uhr mit dem Frühschoppen
endet.
Eine Schwierigkeit kommt in jedem Jahr auf die Friedrichsburger zu: Die fehlende stationäre Vogelstange. „Da wir keine eigene Vogelstange haben, müssen wir eben eine leihen“, sagt Häring. Bisher war es kein größeres Problem, eine
transportierbare Schießanlage zu mieten. „Es gibt im Kreis zwei oder drei Anbieter.“ Spannung kommt immer wieder dann auf, wenn ein Beamter der Kreispolizeibehörde die vorschriftsgemäße Aufstellung der Anlage am Nachmittag des Schützenfesttages
abnehmen muss. Schließlich gibt es eine Vielzahl von behördlichen Vorschriften, die beim Aufbau der Vogelstange peinlich genau beachtet werden müssen — alleine aus Sicherheitsgründen macht das Sinn. „Trotzdem wird in jedem Jahr
irgendeine Kleinigkeit gefunden, und sei sie noch so gering“, kommentiert Häring, „Aber mittlerweile bauen wir genügend Vorlaufzeit ein, um ein bisschen Rückhalt in der Zeitplanung zu haben.“ Auch die Kosten für die wenigen Stunden,
an denen die Vogelstange genutzt wird, sind recht hoch: 800 Mark Miete und 220 Mark für die polizeibehördliche Abnahme lassen den Preis schon vierstellig werden. Die Zeit ist an Fronleichnam für die Friedrichsburger denkbar knapp:
Gegen 13 Uhr kommt die Vogelstange, um 15 Uhr soll die Abnahme erfolgen und der erste offizielle Schuss soll um 15.30 Uhr fallen. Wieder viel Arbeit für den Vorstand, wie Häring sagt: „Vom denen kommt zwischendurch keiner nach Hause.“
Parallel zum Aufbau der Vogelstange wird das Königspaar mit einem prächtigen Umzug ausgeholt. Auf dem Festgelände hinter dem Wasserturm wird noch vor Beginn des eigentlichen Schießens der Vereinsmeister im Kleinkaliber ausgerufen
und das Edelmetall vom Medaillenschießen verliehen. Nach der Ehrung der langjährigen Mitglieder ist es dann aus mit der Königswürde: Die Insignien werden dem Königspaar abgenommen, es darauf entthronisiert — der neue König kann
kommen.
Zur Musik vom Spielmannszug, der einige Male auftritt, geht es dem soliden Vogel an den Kragen. Reicht das Kleinkaliber nicht, geht es ihm mit „Dicken“ zu Leibe. Mit jedem Schuss steigt am Diekpohl die Spannung: Wer lässt den Vogel
mit dem letzten Schuss fallen und wird der nächste König? Die Entscheidung teilen sich meist mehrere Aspiranten auf die Königswürde. „Im vergangenen Jahr hatten wir gleich drei Schützen, die bis zum letzten geschossen haben“, erzählt
Dirk Häring. Am Ende die Nase vorn hatte Norbert Alsmann. Ist der Vogel niedergestreckt, wird das frisch gebackene Königspaar nach erneuter Formation der Abteilungen mit den größten Umzügen des Vereins ausgeholt und der neue König
proklamiert.
Nach diesem Höhepunkt des Tages geht es zurück zum Wasserturm, wo der Tag mit einem großen Fest ausklingt. „Bis in die Puppen geht das“, beschreibt Häring lächelnd das fröhliche Feiern. Erst der morgige Freitag lässt wieder Ruhe
in das Vereinsgebiet einkehren. Der freie Tag wird genutzt, um sich von den Anstrengungen zu erholen und ab dem späten Vormittag aufzuräumen — allerdings nicht ohne eine gute Portion Vorfreude auf das nächste Jahr.
Das Schützenfest mit allem Drum und Dran erstreckt sich über maximal zwei Wochen. Aber was passiert im Verlauf den restlichen Jahres im Schützenverein Friedrichsburg? Richtig, es wird geplant und natürlich auch gefeiert — das macht
in der guten Gemeinschaft schließlich auch den meisten Spaß.
Die Friedrichsburger haben sich im Laufe der Jahre etliche weitere Gelegenheiten einfallen lassen, um zu feiern. Während das große Schützenfest auch als der „Tag der Kindermädchen“ (Häring) gilt und damit hauptsächlich Programm
für die erwachsenen und aktiven Vereinsmitglieder bietet, gehört die Aufmerksamkeit bei der Nikolausfeier im Dezember ganz den Kindern. Normalerweise besucht der Nikolaus die Kinder des Vereins am Sonntag nach dem sechsten Dezember.
Den ganze Nachmittag wird gespielt, gebastelt und Programm für Kinder gemacht, alles in rauchfreier Zone und mit der großen Portion Engagement, die den Schützenverein Friedrichsburg ausmacht. Mit musikalischer Begleitung üben Jung
und Alt noch einmal die alten Weihnachtslieder bevor die Spannung erhöht wird. „Das geht meist ganz einfach: ,Psst, ich glaube, ich habe etwas gehört!�“, erzählt Dirk Häring. Auf die Kleinen wartet als Belohnung für das geduldige
Warten eine pickepackevolle Nikolaustüte mit Süßigkeiten und Spielzeug. Bevor Kinderaugen strahlen, kullern bei einigen wenigen sogar Tränen, wenn der Nikolaus nach dem Benehmen im vergangenen Jahr fragt. Andere geben sich richtig
aufgeweckt. „,Guck mal, der hat die Schuhe von dem an�, heißt es häufig“, laut Häring. Deshalb muss sich auch der Nikolaus vorsehen: Andere Schuhe, andere Brille und ein dicker weißer Bart gehören zum Verkleidungs-Muss.
Auch die verdienten älteren Vereinsmitglieder kommen bei den Friedrichsburger Schützen nicht zu kurz. Für gewöhnlich startet an einem Samstag nach den Sommerferien am frühen Nachmittag das Kaffeetrinken der Senioren. „Zu den Senioren
zählt bei uns, wer mindestens 60 Jahre alt ist“, berichtet Dirk Häring, „Es ist dabei egal, ob man zur arbeitenden Bevölkerung gehört oder nicht.“ Damit wird der Seniorennachmittag immer zu einer gut besuchten Veranstaltung, mit
der sich der Vorstand besonders viel Mühe macht. So besteht der Seniorennachmittag nicht immer nur aus Kaffeetrinken und Kuchenessen, für das sich die Vereinsdamen besonders engagieren. Meist werden unterschiedliche, interessante
Ziele angesteuert: Ob der Mühlenhof in der Nähe des Segelflugplatzes, der Franz-Felix-See, oder Besuche auf Bauernhöfen zum Grillen, Abwechslung ist gefragt und wird geboten.
„Rund 60 Personen nehmen am Seniorennachmittag immer teil“, erzählt Michael Scheidgen (zweiter Vorsitzender) weiter, „Das zeigt deutlich, wie gut der Seniorennachmittag angenommen wird.“ Viele positive Rückmeldungen zeigten zudem,
wie viel die Mitglieder von der Veranstaltung halten. Die langjährigen Mitglieder des Schützenvereins nutzen den Seniorennachmittag mit großer Vorliebe, um aus dem Nähkästchen zu plaudern. Da werden etliche Stories ausgepackt und
alte amüsante Geschichten wieder aufleben zu lassen. „Was das angeht, ist der Tag eine wahre Fundgrube“, unterstreicht Häring.
Das Unterhaltungsprogramm ist bunt gemischt. So treten bisweilen Mitglieder mit spontanen musikalischen Einlagen auf: Hubert Binder mit dem Akkordeon und Peter Wasiak an der Gitarre begeisterten bereits. Im vergangenen Jahr sorgten
zwei Friedrichsburg-Senioren für die erfolgreiche Aufführung von amüsanten Sketchen. Charlie Siebert und Heinz Schlickmann hatten sich nicht nur mit der Verkleidung für ihren Auftritt viel Mühe gegeben und damit eine Menge Applaus
geerntet. Auch der Seniorennachmittag macht das vielfältige Engagement im Verein deutlich: Aktiv variieren die Schützen das Programm, zeihen Hand in Hand an einem Strang, wenn es um den Verein geht.